Selbst unter Wildtierfotografen entbrennt regelmäßig eine rege Diskussion über dieses Thema. Von vielen Kollegen, Freuden oder Bekannten bekomme ich regelmäßig schiefe Blicke zugeworfen, wenn das Gespräch auf den Zeitaufwand für meine Bilder kommt. Besonders beim Eichhörnchen Projekt war das Interesse ziemlich groß an diesem Thema. Grund genug um diesen Blogeintrag zu widmen.
Grundsätzlich ist die Kernfrage: " Wie komme ich zu den gewünschten Bildern?" Ich denke jeder der mit der Tierfotografie beginnt merkt sehr schnell, dass unsere heimischen Wildtiere zum Teil sehr scheu sind und früh die Flucht ergreifen, sobald sie einem Menschen begegnen. Klassische Kulturfolger wie einige Vögel (Amseln der Meisen) sind toleranter, Rehe oder Füchse hingegen zum Beispiel ergreifen schon bei der Witterung die Flucht.
Hier kommen wir schon zum Hauptproblem beim klassischen anpirschen. Der Mensch kann, im Gegensatz zu vielen Tieren, sich nicht nahezu lautlos fortbewegen. Kleine Äste oder Blätter unter den Füssen und das rascheln der Kleidung oder des Gepäcks sorgt dafür, dass viele potentielle Motive die Flucht ergreifen. Zwangsläufig wird man immer wieder sitzen bleiben und die Umgebung beobachten und das ein oder andere Bild aufnehmen. Persönlich muss ich sagen, wirklich gute Bilder sind hierbei selten entstanden und wenn, dann handelt es sich um reine Glückstreffer (Bilder der Stare oder der Fuchs). Diese Beobachtungen beim Pirschen sind inzwischen mehr die Ausgangssituation für meine Ansitze. Oft sitze ich abends am Fluss oder am Waldrand und beobachte die Umgebung. So wurde ich auch auf die Eichhörnchen aufmerksam und wusste, wo sie sich gerne aufhalten. Natürlich reicht eine Sichtung oder Begegnung nicht aus. Mehrmals hintereinander an unterschiedlichen Tagen suche ich dann die gleichen Orte auf. Häufen sich die Sichtungen, habe ich einen guten Spot gefunden.
Der größte Vorteil bei der Ansitzfotografie aus einem Hide heraus ist, dass ich nahezu vollkommen mit der Umgebung verschmelzen kann. Weder meine menschliche Kontur noch mein Gesicht sind direkt sichtbar. Viele unserer Tiere sind kurzsichtig oder können keine Farben sehen. Das hilft ungemein! Sie reagieren verstärkt auf Bewegungen. Der zweite Vorteil eines Hides: Ich kann immer wieder aufstehen und mich strecken oder einfach nur bewegen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Da bis auf meinen schwachen Geruch nichts darauf hindeutet, dass ein Mensch in der Nähe ist, kann die Distanz zum Motiv auf ein Minimum reduziert werden. Sehr häufig setzen sich Vögel direkt neben oder auf mein Zelt. Die Eichhörnchen zum Beispiel haben auf Augenhöhe vom naheliegenden Baum (1 Meter entfernt) das Zelt gemustert - Ohne zu verschwinden. Diese Nähe zu den Tieren sorgt für spektakuläre und formatfüllende Aufnahmen.
Für mich ebenso wichtig ist, dass sich die Tiere sehr natürlich Verhalten, sie werden wenig bis gar nicht gestresst und gehen ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Diesen Unterschied kann man den Bildern oftmals sogar ansehen. Filmaufnahmen sind ohne ein Hide praktisch unmöglich.
Der größte Nachteil liegt natürlich darin, dass man mit einem Hide nicht mehr mobil ist. Ein Wechseln des Standortes ist nahezu unmöglich ohne alles im Umkreis in Aufregung zu versetzen. Dies macht eine gute Planung noch wichtiger. Nach mehrtägigen Beobachtungen und der Wahl eines geeigneten Standortes für das Zelt beginnt der Tag sehr früh. Das meiste Leben im Wald oder an unseren Flüssen spielt sich in den Morgen- und Abendstunden ab. In der Regel versuche ich bereits eine ganze Weile vor Sonnenaufgang fertig in meinem Hide zu sitzen. Die Tiere bekommen gar nicht mit, dass ich ebenfalls anwesend bin. Ab diesem Zeitpunkt heisst es warten und leise sein. Die Zeit bis zur ersten Sichtung aus dem Hide heraus kann sehr lange dauern. Bei den ersten Eichhörnchen-Ansitzen fast 4 Stunden. Hier heisst es Zähne zusammenbeissen und durch. Der Moment der ersten Sichtung während des Ansitzes machen hingegen schon fast süchtig. ;)
So sehen die Bilder in der Regel nach dem anpirschen aus. Man merkt die starke Körperspannung des Eichhörnchens kurz bevor es weiter flüchtet. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um eine der ersten Sichtungen in diesem Gebiet.