Vor einem Jahr bin ich während meiner Suche nach einem günstigen Weitwinkelobjektiv durch Zufall auf den kleinen Hersteller 7Artisans gestossen. Die Auswahl an weinwinkligen Objektiven für das Canon EOS M-System hält sich in Grenzen. Neben dem Canon eigenen 11-22mm gibt es nur noch rein manuelle Exemplare. Das Canon war mir zum damaligen Zeitpunkt zu teuer, zu mal es wie die anderen Canon EF-M Linsen rein elektrisch funktioniert. Ohne Schärfentiefenskala und brauchbarem Manuellen Fokus für mich leider nicht optimal.
Für einen günstigen Preis von unter 200,00 € (das bekannte und gute 12mm von Samyang kostet über fast das doppelte) hab ich es ohne lange nach den spärlich gesähten Testberichten zu suchen es beim Händler des Vertrauens in der Nachbarstadt gekauft. Den Adapter auf 77mm um meine Steckfilter zu verwenden gab es für ein paar Euro dazu. Neben dem EOS M Anschluss gibt es das Objektiv noch für Sony E und den Fuji-X-Mount.
Da mich die Verpackung und die Bedienungsanleitung nicht Sonderlich interessiert kommen wir gleich zur Verarbeitung des Objektives. Hier muss ich sagen: Chapeau! Für einen derart guten Preis bin ich sehr beeindruckt. Sowohl der Fokusring als auch der Ring zur Blendenwahl sind wie der Rest des Objektives aus hochwertigem Aluminium gefertigt. Nichts aber auch gar nichts ruckelt oder schleift. Auch nach nun einem Jahr Einsatz bei Frost, Regen und Schmutz gibt es hier keinerlei Beanstandungen. Die Befestigung des 77mm Adapters mit einer kleinen Schraube funktioniert im Alltag auch gut und entgegen meiner Befürchtung hält dies auch ohne wackeln oder abzubrechen.
Die optischen Eigenschaften. Eins vor weg: Ich hab das Objektiv keinem Labortest unterzogen. Ebenso bin ich nicht auf der Suche nach dem letzten Quäntchen optischer Qualität (m. M. nach ist man dann auch hier beim EOS-M System falsch), sondern ich möchte meine Erfahrung nach einem Jahr Praxiseinsatz schildern. Ich nutze das Objektiv zu 98% vom Stativ aus in der Landschaftsfotografie in Verbindung mit hochwertigen Steckfiltern von Rollei und Haida an meiner EOS M3. Diese Kombination verwende ich seit nun einem Jahr nahezu ausschließlich für meine Landschaftsaufnahmen, ja sogar für Milchstraßenbilder.
Die Schärfe ist auf dem Niveau des Canon 18-55 STM. Zu meiner Überraschung konnte ich, besonders abgeblendet, nur wenige Unterschiede zu meinem 17-40 L von Canon feststellen. Bis Blende 5.6
stellt man eine doch starke Randabdunkelung fest, welche bei deutliche unterbelichteten Aufnahmen nicht mehr vollständig korrigierbar ist. Das Canon 11-22mm kann dies aber nur wenig besser. Ab
f5.6 ist diese nur noch Schwach ausgeprägt und ab Blende 8 praktisch verschwunden. Eine Randunschärfe ist selbst bei f8 noch vorhanden, aber nicht mehr als störend zu bezeichnen. Als kleinste
Blende ist f16 einstellbar. Die Schärfe lässt hier nur wenig nach, erfreulich für Langzeitbelichtungen!
Das 7Artisans 12mm sehr unempfindlich gegenüber Gegenlicht. Viele Weitwinkelobjektive neigen stark zu Flares und Halos. Der Blendendsten ist nicht sonderlich stark ausgeprägt und gewinnt keinen
Schönheitspreis. Das ist der kleinsten Blende von nur f16 geschuldet. Die tonnenförmige Verzeichnung ist praktisch nicht vorhanden. Besonders weitwinklige APS-C Objektive neigen zu einer starken
Verzeichnung. Hier bin ich sehr überrascht. Mehr als 1% musste ich selten ausgleichen.
Ich habe den Kauf bisher keine Sekunde bereut. Die optische Qualität ist für mich mehr als ausreichend. 90% meiner Bilder veröffentliche ich nur im Internet. Selbst bei größeren Ausdrucken mit 1 Meter Kantenlänge könnte ich bisher keine massiven Einbußen feststellen. Für bessere Eigenschaften muss aber mindestens das doppelte bezahlt werden. In der Landschaftsfotografie empfinde ich die rein manuellen Einstellungsmöglichkeiten sogar als sehr hilfreich. besonders die Kompaktheit freut mich bei längeren Touren immer wieder.
Für wen eignet sich das 7Artisans? Schwierig zu sagen. Wer auf der Suche nach kompromissloser Bildqualität ist, dem rate ich von diesem Objektiv ab. Hier besser zum Samyang 14mm 2.8 greifen oder gleich zum extrem scharfen Sigma 16mm. Im Ultraweitwinkelbereich gibt es leider für das EF-M Bajonett nur wenige Alternativen. Hier kommt man um das Canon eigene 11-22mm mit seinen Vor- und Nachteilen nicht herum.